Steinzeitdorf und Totenhütte
Neben dem Engagement für die Natur fördert der Verein kulturelle Projekte in der Region. Dazu gehören auch die Rekonstruktion einer vorgeschichtlichen Totenhütte die nördlich des Ortes ausgegraben wurde.
Schon vor dem II. Weltkrieg gab es durch den Großenroder Lehrer Wöbbeking, den Northeimer Studienrates Hueg, sowie des Landwirtes W. Grote aus Großenrode Hinweise auf steinzeitliche Siedlungen in der Großenroder Feldmark. Von diesen Personen gefundene Steingeräte, Arbeitsäxte ("Breitkeile") und Querbeile gingen teilweise nach 1950 in die Sammlungen des Lehrers Paul Dähn und des Landwirts Friedhelm Könecke (beide aus Großenrode) über.
Danach waren es die Feldbegehungen von F. Könecke, die zu zahlreichen Fundmeldungen und der Abgrenzung einzelner Oberflächenfundplätze führten. Die Entdeckung, dass es sich bei den Oberflächenfunden nicht nur um eine Siedlung, sondern in einem Fundareal um eine Grabanlage handeln könne, geht auf das Ende der 1950-Jahre zurück.
Könecke, der damals das Flurstück gepachtet hatte, pflügte an der Stelle 1955 erstmals mit einem Schlepper. Dabei entdeckte er auf der Pflugsohle Knochen. Zusätzlich hatte er im Bereich der Knochenfunde auch "ortsfremde" Erde an die Oberfläche gepflügt. Als der Neubau der Kreisstraße von Großenrode nach Moringen 1989 beginnen sollte, gaben seine Angaben den Ausschlag in diesem Bereich für die erste Rettungsgrabungen. Bei der Grabungskampanien 1988 – 1990 konnten so dort auch ein schon länger vermutetes Totenhause freigelegt werden.
Nach Fertigstellung der Kreisstraße engagierte sich der Verein unter Federführung von F. Könecke für die Rekonstruktion eines Totenhauses. Die Rekonstruktion erfolgte nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit Hilfe der Kreisarchäologin Dr. Petra Lönne.
Der Bürgerverein bedankt sich für die Umsetzung der Pläne für die heutige Anlage „Totenhütte“ insbesondere bei seinem Vereinsmitglied Friedhelm Könecke (gest. 2013), Dr. Petra Lönne, der Bauabteilung des Landkreises Northeim (diese hatte in ihrer Freizeit das Trockenmauerwerk gesetzt) und Rudi Deppe, Großenrode (er hat das Aufstellen der Palisade übernommen und danach mehrere Jahre die Anlage gepflegt).
So sind heute über Siedlungsspuren in der Gemarkung Großenrode die unterschiedlichsten Epochen belegt:
- dass frühe Mesolithikum (ca. 7000 v. Chr.) − ein dreieckiger Mikrolith
- die frühe Rössener Kultur (um 4800 v. Chr.) − eine unregelmäßig ovale Befestigungsanlage mit ca. 190 Meter Durchmesser
- die Jungsteinzeit (zwischen 3500 und 2800 v. Chr.) − zwei große Kollektivgräber mit Seelenlochsteinen
- älter- oder mittelbronzezeitlichen Grabhügel (1500 – 1300 v. Chr.) – Reste von Grabhügeln
- Siedlungsspuren der vorrömischen Eisenzeit (ca. 1.300 v. Chr.) - Gebäudereste, Gruben und Streufunde
Zusatzinformation:
In alten Gerichtsakten wird ein eisenzeitlicher Grabhügel beschrieben. Er lag ca. 100m westlich dieser Grabungsfläche und wurde nach 1883 abgetragen. Zwei weitere Grabhügel sind auf Luftbildern ca. 100m westlich und südlich der Grabungsfläche erkennbar.
Kommen Sie doch mal vorbei und besuchen das rekonstruierte Totenhaus und sein Umfeld am Ortsausgang von Großenrode Richtung Moringen.
Nördlich des Dorfes Großenrode waren bereits vorgeschichtlichen Fundplätze bekannt. Da die neue Kreisstraße Großenrode- Moringen genau durch das Fundgebiet führte, wurden Notgrabung erforderlich. Diese erfolgten in den Jahren 1988-1990 (Grabung l, geleitet von Andreas Heege) und 2003 (Grabung ll, geleitet von Petra Lönne).
Die Rekonstruktion von Grab 2 wurde 2006 fertig gestellt. Die Originalsteine von dem gefundenen Grab 2 wurden bereits 1995 am südlichen Ortsausgang von Großenrode aufgestellt.
Stark vereinfachte Skizze nach den Grabungsplänen von Dr. Petra Lönne und Dr. Andreas Heege
Die Darstellung stellt den Wissensstand bis 2021 dar. Neue Forschungen aus 2022 finden Sie in diesem Bericht
Wall der Grabenbefestigung der „Rössener Kultur“
Der zugeflossene Graben der Wallanlage und die Standspuren von starken Pfosten, an denen wohl einmal eine Palisade befestigt war, zeichneten sich bei der Grabung als dunkle Verfärbung im hellen Lehmboden ab.
Zwei Tore konnten festgestellt werden. Die Befestigung lässt sich zu einem Oval von 190m Durchmesser ergänzen.
Die Häuser
Aus der Vielzahl der Pfostenstandspuren im Inneren der Befestigung sind hier nur die Verfärbungen eingezeichnet, die sich den besterhaltenen Wohnhäusern zuordnen lassen.
Im Ganzen sind neun knapp 30m lange Wohnhäuser nachgewiesen.
Die Siedlung wird einige Generationen bestanden haben. Die Häuser hatten eine Lebensdauer von ca. 30 Jahren und wurden immer wieder erneuert.
Die Gemeinschaftsgräber 1 und 2 (ca. 4700Jahre alt)
Das Grab 2, von dem der „Seelenlochstein“ und ein weiterer Stein stammen, war besser erhalten und ist auch etwas älter als Grab 1.
Kreisgraben um einen Grabhügel der Bronzezeit (ca.3500 Jahre alt)
Der Hügel selbst ist restlos eingeebnet. Ein Holzbau - wahrscheinlich ein Überbau eines Grabes aus der Bronzezeit - wurde etwas westlich von Grab 1 entdeckt.
Pfostenspuren eisenzeitlicher Häuser (ca.2500 Jahre alt)
Der 90-Jährige Friedhelm Könecke besucht mit seiner Frau Marie die 2006 fertig gestellte Rekonstruktion der Totenhütte
Modell Totenhütte 2003